10 Punkte, in denen sich unser Familienalltag änderte

Wenn du als Familie auf Weltreise gehst, beschäftigt dich die Frage, wie deine Kinder mit der Veränderung klarkommen. Und: Wie du und dein Partner die Veränderungen meistern. Nicht zu vergessen: Du fragst dich, wie du mit der Veränderung klarkommst. Ich für meinen Teil fragte mich das. Und heute weiss ich: Als Familie auf Weltreise sieht unser Alltag anders aus, als der Alltag, den wir in der Schweiz hatten.

Unser Familienalltag in der Schweiz

Morgens sauste der Vater aus dem Haus zur Arbeit. Nathan machte sich parat für den Kindergarten. Als Mutter organisierte ich das Programm für zwischendurch, den Haushalt, das Essen, das Leben. Die Tage waren ähnlich und jeder funktionierte in seiner eingespielten Rolle.

Familienalltag auf Reise

Dann kam die Reise. Und alles wurde anders. Der Papa saust morgens nicht mehr aus dem Haus, sondern glänzt rund um die Uhr mit Anwesenheit. Die Mama ist nicht mehr alleine für alles zuständig. Und statt Muttertreff am Spielplatz, steht ein Familienausflug an den Strand auf dem Programm.

Was sich alles in unserem Familienleben änderte, seit wir auf Weltreise unterwegs sind:

1. Unterschied) Weniger Haushalt

Okay, Kinder, Kleinkinder und insbesondere Babys liegen da, essen und pupsen und verbrauchen Windeln. Aber wer Kinder hat – so ist es zumindest bei mir – verspürt dieses dringende Bedürfnis, die Welt in der wir leben zu einem besseren Ort zu machen. Ein Ort, in dem unsere Kinder eine Zukunft haben. 

Wer weiss, ob ich vegan und autofrei leben würde, wenn ich keine Kinder hätte. Vielleicht würde ich einfach denken: «Pff, whatever, nach mir die Sintflut. » Aber meine Kinder machen mich zu einem besseren, umweltbewussten Menschen. Ein Zusammenhang, der in einer solchen Statistik nicht berücksichtigt wird.

2. Unterschied) Abenteuer statt Alltagstrott

Die Zeit mit den Kindern nahm nicht an Quantität zu. Dafür an Qualität. Wir erleben – meist täglich – spannende Abenteuer, lernen neue Menschen kennen und tauchen gemeinsam in eine fremde Kultur ein. Da, wo wir uns früher fragten, was wir mit dem Tag anfangen, fragen wir uns heute, was wir mit all den Eindrücken eines Tages anfangen.

3. Unterschied: Weniger Freiraum

Etwas, das ich persönlich enorm unterschätzte: Die Art und Weise, wie du als Familie zusammenrückst. Zusammenrücken im wahrsten Sinne des Wortes. Der Platz ist enger. Wir schlafen in aller Regel im selben Zimmer. Und die Betten, die Michael und ich teilen, sind klein genug um Ehekrisen auszulösen. Von den Zeiten, die wir im Zelt verbringen, ganz zu schweigen. Weniger Platz und weniger Freunde. Das Umfeld, das wir in der Schweiz hatten, fällt weg. Michaels Freunde und meine Freunde sind tausende von Kilometern entfernt. Wir haben uns. Und das rund um die Uhr. Und dass das nicht immer romantisch ist, steht ausser Frage.

4. Unterschied: Mehr von Papa

Papa kam früher nach Hause und war froh seine Kinder zu geniessen. Und dass er sich um den anstrengenden Teil tagsüber nicht kümmerte. Den Grossteil der Erziehung, den Grossteil der anstrengenden Phasen, den löste Mama löste auf eigene Faust. Jetzt teilt sie sich diese Angelegenheit mit dem Papa. Eine Sache bleibt unverändert: Dass die Kinder bei Problemen immer nach Mama schreien. Selbst, wenn Mama kocht und Papa gemütlich in der Hängematte baumelt.

5. Unterschied: Stand statt Schnee

«Was machen wir heute? Gehen wir an den Strand!» Dass Strandbesuche für uns als Familie Alltagstrott sind, ist eine beinah kriminelle Tatsache. Nicht immer und nicht überall, aber immer öfter und an den meisten Orten, ist der Strand in gut gelegener Nähe. Nah genug, um einen Familienausflug an die schönsten Strände Lateinamerikas zu machen. Und das – haltet euch fest – an einem Montag.

6. Unterschied: Kein Wochenende

Was uns zum nächsten Punkt führt: Würden wir nicht unseren Blog schreiben, hätten wir Mühe zu überblicken, welcher Tag heute ist. Ein Montag fühlt sich an, wie ein Samstag. Oder besser gesagt: Jeder Tag fühlt sich gleich an. An jedem Tag der Woche arbeiten wir und geniessen freie Zeit in der Hängematte oder am Strand. Sonntags wie Mittwochs.

7. Unterschied: Kaffee für Kinder

Der Kaffee hier ist nicht gut. Er ist fantastisch. Und: Die Kinder wissen, wo er wächst und wie er gemacht wird. Zum Faktor «die Eltern trinken ihn literweise» kommen daher weitere Faktoren hinzu, die den Kaffee für unsere Kinder interessant machen. Und weil einige lateinamerikanische Kinder Kaffee trinken, musste es kommen: Unsere Kinder sind in viel zu jungen Jahren in diese Sucht abgerutscht. Für alle beunruhigten Eltern: Die Dosis liegt bei nicht mehr, als einem Schluck Kaffee pro Tag. Mit viel Milch.

8. Unterschied: Kein Alkohol für Eltern

In unserem Haushalt in der Schweiz achteten wir penibel darauf Bio und vegan zu essen. Wir lebten gesund, machten Sport und kauften nicht nach Marke, sondern nach Inhaltsstoffen ein. Bis auf diese kleine eine Sünde am Abend. Den Rotwein. Der gehörte zum Abendritual wie die Gute Nacht Geschichte und Netflix. Jetzt eliminierten wir das letzte bisschen ungesunde Sünde aus unserem Alltag. Defintiv: Wir brauche eine neue.

9. Unterschied: Keine Post

Hierzu sei gesagt: Ein guter und leicht verärgerter Freund bekommt sie stattdessen. Wir mittlerweile hegen die Angst, dass wir die Technik verlernen, Briefe zu öffnen. Rechnungen und Werbungen – unser Verschleiss an Papier geht auf die Null zu.

10. Unterschied: Kein fester Schlafplatz

Tage, an denen wir nicht wussten, wo wir abends schlafen, die gab es in der Schweiz definitiv nie. Hier auf der Weltreise ist diese Ungewissheit Alltag. Und im Übrigen weniger beunruhigend, als es klingt. Weil es irgendwie genau das ist, was den Alltag einer Familie auf Weltreise ausmacht: Jeder Tag ist ein kleines Abenteuer.

FAMILIE METTLER