Alternativ reisen mit Kindern

Wir entschieden uns mit Kindern per Fahrrad um die Welt zu reisen. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen wollten wir nachhaltig reisen. Zum anderen fühlen wir uns mit klassischen Touristenferien nicht wohl. Ein Hotelresort hat in der Regel wenig mit der echten Kultur eines Landes zu tun. Darum entschieden wir uns, alternativ mit unseren Kindern zu reisen. Wie stellten wir das an?

Kinder auf eine lange Reise vorbereiten

Fangen wir ganz vorne an: Die Kinder vorbereiten. Uns war klar, dass wir nicht mir nichts, dir nichts, mit dem Kindern in einen Flieger steigen und in ein fremdes Land reisen, ohne mit ihnen vorher darüber zu reden.

Also starteten wir sie – unsere kindgerechte Kommunikation.

Ganz lange Ferien

Glücklicherweise lagen unsere Ferien in Kroatien nicht weit zurück. Wir stiegen ein mit: Wir fahren nochmals weg – wir machen Ferien. Ganz lange. Die Begeisterung war uns sicher.

Und nach und nach entwickelten wir Möglichkeiten und Ideen, um unsere Kinder auf das Reisen vorzubereiten. Besonders nützlich waren Dokumentationen von anderen Reisenden und Backpackern, die mit Kindern um die Welt zogen und Abenteuer erlebten. Besonders empfehlenswert sind «Given» und «Weit. Eine Reise um die Welt.»

Über das Reiseziel reden

Als das Reiseziel feststand, redeten wir mit ihnen darüber, was es dort zu sehen und zu erleben gibt. Und welche Sprachen die Leute dort sprechen. Da wir viel Kontakt zu Anderssprachigen haben, war das ebenfalls kein Neuland für sie.

Fahrradfahren mit Papa

Nathan war dafür zu begeistern, dass er eine endlose Radtour mit Papa unternehmen würde. Wir besorgten ihm in einer Ludothek ein kleines Fahrrad mit Stützrädern. Der einst heissgeliebte Traktor war damit abgeschrieben. Die Vorfreude war bombastisch.

Das machte das darüber reden, um ein Vielfaches einfacher. Insbesondere wenn das Thema Kindergarten aufkam. Nathan liebte den roten Bus, der ihn morgens in seinen Kindergarten fuhr. Er liebte seine Gruppenkameraden und all das Basteln, das Programm, das Spielen und allen voran den Schwimmunterricht.

Doch Papa geht mit ihm Fahrradfahren! Wie cool ist das?

Warum?

Wir versuchten immer wieder das Zahnrad der Erwachsenen zu stoppen und auf sie einzugehen. Ihre nicht enden wollenden Warum-Fragen zu beantworten. Und mit ihnen über die schönen Dinge zu reden, die wir erleben werden.

Und über die weniger schönen Dinge. Regen und Zelten. Spinnen, Menschen, die keiner versteht. Kein roter Bus. Kein Gotti. Kein Grosi. Kein Opa.

Dafür ist Papa immer da. Nathans Highlight Elea freut sich besonders darauf, dass sie nie wieder Pullover unter den Kleidchen tragen muss.

Langsam reisen

Auf unserer Reise entschieden wir uns langsam voranzukommen. Damit die Kinder nicht von den Eindrücken überwältigt werden. Und es war uns allem voran ein Anliegen, dass sie verstehen, wie andere Menschen leben.

Weniger Stress

Wir verzichteten auf Touristenstrände und Hotelresorts. Wir wollten, dass unsere Kinder das wahre Leben in einer anderen Kultur kennen lernen. Alternativ reisen ist in Ländern wie Costa Rica zum Glück ein Kinderspiel. Beispielsweise verbrachten wir eine ganze Woche auf der Longo Mai.

Dort lernten die Kinder viel über das Zubereiten von Essen durch eigenen Anbau – oder eigener Tierhaltung.

Alternativ mit Kindern reisen

Mit Kindern zu reisen bringt eine reduzierte Reisegeschwindigkeit mit sich. Und du besuchst als Familie Orte, die andere Touristen nie besuchen würden. Das ist kein Verlust, sondern ein Gewinn. Du erlebst die Reise viel intensiver. Und anstatt schönen, touristischen Orten gestresst zu sein, bist du an speziellen und kinderfreundlichen Orten entspannt.

Kinderfreundliche Orte

Der wichtigste und nicht selten schwierigste Punkt. Hotels oder Ferienhäuser auf Kinderfreundlichkeit zu testen, ist vergleichsweise unkompliziert. Da wir häufig zu Besuch sind, Projekte oder spannende Anlagen besuchen, haben wir eine etwas reduzierte Auswahl. Mittlerweile fragen wir vorab bei den Leuten nach, ob sie sich über Kinder freuen oder – und das ist wichtig – selbst Kinder haben. Vielmals stellt sich erst später heraus, dass die Gastgeber vorgaben kinderlieb zu sein und wir am Ende immer auf Zehenspitzen gehen mussten. Darum sind Orte, an denen Kinder sind, immer unsere Favoriten.

Reisen mit Fahrrad und Kind

Insbesondere bei einer Fahrradreise sind wir mit Kindern herausgefordert. An manchen Tagen fahren sie gerne längere Strecken. An anderen sind ihnen fünf Kilometer zu viel. Das macht es einerseits schwierig Strecken zu planen. Andererseits hält uns das flexibel. Und wir lernen die ein oder anderen Tricks, um die Reise mit Kindern mit weniger Stress zu gestalten.

Kreative Spiele für unterwegs

Nathan schleppte in seinem Rucksack lange Zeit Spielzeugautos, Spielzeugfiguren und andere – vorübergehend unterhaltsame – Spielsachen mit sich herum. Die Zeit, die unsere Kinder mit diesem Spielzeug verbrachten, lohnte sich für diesen Aufwand kaum. Bekannte Spielsachen werden schnell langweilig – Kinder brauchen Spiele, die ihre Kreativität und Fantasie immer wieder erneut anregen. Daher verschenkten wir einige der Spielsachen und packten stattdessen mehr Bastelsachen mit ein. Mit Buntstiften, Schere, Papier und Kleber basteln wir immer wieder neue Sachen und den Kindern wird nicht langweilig. Wir basteln immer wieder mit Naturalien, die wir gratis überall finden.

Lange Pause einplanen

Das bedeutet: Etwas länger an einem Ort bleiben oder sich bei einem Halt viel Zeit für die Kinder nehmen. Die Kinder haben auf diese Weise die Möglichkeit die Natur zu erkunden oder Qualitätszeit mit ihren Eltern zu verbringen. Das hebt ihre Laune für die weitere Reise oder senkt ihren Stress.

Eindrücke verarbeiten

Ich fing mit Nathan und Elea an, eine Art Scrapbook zu basteln. Wir reden darüber, was sie alles auf der Reise erlebten, malen davon ein Bild oder basteln etwas zu diesem Erlebnis. Eindrücke kreativ zu verarbeiten, fällt den Kindern viel leichter, als sich einzelne Fakten zu merken. Wenn die Zeit fehlt, reden wir über das, was wir erlebten oder dichten hier und da noch ein paar extra Details dazu. Beispielsweise besuchten die Kühe aus dem Emmental Nathan vor ein paar Tagen auf einer Finca.

Ruhemomente für die Eltern

Das oberste Gebot für Eltern, die mit ihren Kindern reisen: Selbst entspannt zu bleiben. Kinder sind gestresst, wenn wir das sind. Und sie geniessen eine Reise, wenn wir es tun. Ich persönlich plane einmal am Tag eine Runde Yoga ein. Da bin ich ganz für mich, tue meinem Körper etwas Gutes und ganz wichtig: Die Kinder lernen, dass Mama nicht rund um die Uhr verfügbar ist. Mal ist Papazeit und dann braucht Mama Ruhe. Oder umgekehrt. Michael läuft sein Training, wenn er etwas Abstand braucht. Diese Zeiten, in denen wir für uns alleine sind, geben uns wieder genug Energie für unsere Kinder. Und unsere Reise.

Auf Bedürfnisse eingehen

Die wichtigste Haltung beim Reisen mit Kindern ist wahrscheinlich, dass du flexibel bleibst. Zu manchen Zeiten sind die Kinder in Kuschellaune und dann stellen sie unendlich viele Fragen, sind neugierig und lernwillig. Mal ist Papa dran, mal Mama. Hin und wieder brauchen sie Ruhe, dann wieder viel Action. Klar ist, dass wir uns nicht immer nach dem richten, was die Kinder gerade wünschen. Wir gehen, wann immer möglich, auf ihre Bedürfnisse ein. Und das entspannt uns als Familie auf Reisen enorm.

7 Tipps für das alternative Reisen mit Kindern:

1. Kinderfreundliche Orte besuchen

Wichtig ist vorher nachzufragen, welche Erfahrungen der Ferienort mit Kindern hat.

2. Zwischenstopps einplanen

Eine Reise kann anstrengend werden, wenn die Kinder schlecht gelaunt sind. Es ist gut zwischendurch anhalten zu können oder einen guten Zwischenstopp zu kennen.

3. Kreative Spiele für unterwegs

Spielsachen, die schwer sind und mit denen die Kinder selten spielen, sortierten wir aus. Stattdessen bewährten sich kreative Spielsachen und kleine Bücher für unterwegs.

4. Lange Pausen machen

Wir halten nicht schnell für ein Mittagessen an und fahren dann weiter. Auf unseren Pausen ist es uns wichtig, uns viel Zeit für unsere Kinder zu nehmen.

5. Eindrücke verarbeiten

Die Weltreise ist für die Kinder aufregender, wenn sie Zeit und die Möglichkeit haben das Erlebte kreativ zu verarbeiten. Durch Malen, Nachspielen oder unterhaltsame Geschichten.

6. Eigene Ruhemomente einplanen

Zeit für sich selbst ist wichtig, wenn du mit deiner Familie auf Reisen bist. Wir brauchen das, um Energie und Nerven zu bewahren.

7. Auf Bedürfnisse der Kinder eingehen

Kinder wollen ab und zu kuscheln, dann wieder für sich selbst spielen. Wir versuchen, so gut es geht, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.

FAMILIE METTLER