Fahrradreisen mit Kindern planen

Sind die verrückt?
Klar sind wir das. Und lange überlegten wir uns: Wie kommen wir am besten von A nach B? Und auf welchem Vehikel schöpfen wir möglichst intensiv aus unserer Reise? Uns wurde schnell klar: Wir bewältigen unseren Weg mit dem guten, alten Rad. Und das obwohl wir in der Schweiz eine klassische Auto-Familie waren.

Per Auto, Camper oder Bus kämen wir kaum auf Tuchfühlung mit den Ländern, die wir bereisen. Wir sind überzeugt, dass Fahrradreisen am ehesten die Türen für intensive und authentische Erfahrungen öffnen. 
Ihr fragt jetzt wahrscheinlich genau wie wir: Was ist mit den Kindern? Schaffen ihre kleinen Körper eine Fahrradreise? Und das ist nicht die einzige Frage, die dabei aufkommt.

Fit für eine lange Fahrradreise?

Mirjam und ich sind nicht hoffnungslos unsportlich. Allerdings behaupten wir nicht, dass wir bevorzugte Kandidaten für die Tour de France wären.

Mirjam macht Yoga und keinen Ausdauersport. Und der herabschauende Hund verträgt sich nicht unbedingt mit Radsport. Wir stellen uns darauf ein, dass es Zeit braucht, bis wir körperlich für längere Strecken fit genug sind. Und Herz, Lunge und Beine an die Anstrengungen gewöhnt sind.

Ich renne in der Woche über 30 Kilometer im Schnitt. Beim Laufen mache ich allerdings nicht die gleichen Bewegungen wie beim Radfahren. Mein Arsch wird sicher am Anfang nicht glücklich sein, über den Wechsel der Sportart.

Gut, damit wären wir erst bei den banalen Problemen im sportlichen Bereich. In der Praxis müssen wir noch viel mehr bedenken, um diese Reise per Rad zu bewältigen.

Welche Fahrräder für Kinder sind für Langezeitreisen geeignet?

Unsere Sportlichkeit ist das eine. Fahrradreisen mit Kindern das andere. Kein normaler Erwachsener gewöhnt sich gerne um. In kleinen Bereichen, ja. Wie sieht es in grösseren Bereichen aus? Neues Land, neue Wohnsituation, neue Art der Fortbewegung? 

Was heisst das dann erst für unsere Kinder? Die sind nämlich bei der Reise erst drei und fünf Jahre alt. Und würden wir uns an ihre Ausdauer anpassen, kämen wir nicht besonders weit.

Unser ältester Sohn hat aufgrund des Fragilen-X-Syndroms motorische Entwicklungsschwierigkeiten. Schnell Radfahren zu lernen, würde ihn mit Sicherheit überfordern.

Unsere erste Überlegung war es daher, eines dieser beliebten Schattenfahrräder anzuschaffen, damit sich unser ältester Sohn an das Fahrradfahren gewöhnt.

Option 1) Das FollowMe-Bike

Wir hoffen natürlich, dass Nathan nach einiger Zeit ganz selbstständig in die Pedale tritt und die Balance hält. Wir dachten zunächst darüber nach ein FollowMe Bike anzuschaffen. Dieses System funktioniert wie ein Tandem. Das FollowMe-Bike funktioniert zusätzlich als eigenständiges Bike. Stebi‘s Radsport riet uns davon ab ein FollowMe zu kaufen. Das sei gefährlich und bei einem Unfall zahle die Versicherung nichts.

Vorteil beim FollowMe: Viel Stauraum für weiteres Gepäck, Schlafplatz für das Kind, nicht abhängig von Ausdauer und Geschwindigkeit der Kinder. Nachteil: Das Kind gewöhnt sich nicht an das Fahrradfahren und langweilt sich schnell.

Option 2) Das Schattenfahrrad

Wir entschieden uns für das gute, alte Schattenfahrrad. Die Idee ist wie beim FollowMe ein einfaches Tandem-System. Du hängst das Schattenfahrrad stabil an das grosse Fahrrad an. Das ist sicherer und Nathan lernt selbst in die Pedale zu treten. Und bei längeren Strecken darf Papa seine Muskelkraft beweisen und Nathan samt Schattenfahrrad den Berg hinauf treten.

Unsere Planung der Fahrradreise mit Kindern in Punkten

1. Fahrrad und Sitz für die Kinder auswählen

Vorteil beim Schattenfahrrad: Das Kind gewöhnt sich an das Radfahren und bekommt die Fahrradreise hautnah mit. Es lässt sich eigenständig fahren.

Alternativ reisen mit Kindern

Nachteil: Es ist gefährlich und die Versicherung beteiligt sich nicht an Schäden.

Elea kam in einen herkömmlichen Fahrradsitz, da wir einen grossen Anhänger zu sperrig fanden.

2. Der Gepäcktransport

Wie transportieren wir unseren Kram?

Und vor allem: Wieviel Kram haben wir? Diese Frage ist insbesondere bei Fahrradreisen mit Kindern sehr herausfordernd.

Zunächst zu den Basics: Wir müssen Zelt und dessen Ausrüstung transportieren. Das Zelt bringen wir im Fahrradanhänger unter. Das restliche Gepäck verteilen wir auf die Fahrradtaschen. 

Für uns sind die Fahrradtaschen sozusagen genauso wichtig, wie das tragende Fundament eines Gebäudes. Uns war immer klar, dass für eine Reise per Rad Qualität unumgänglich ist. Mit den hochwertigen Fahrradtaschen von Ortlieb sind wir sicher nicht schlecht bedient.

3. Das richtige Fahrrad für die Eltern

Welche Fahrradmarken sind für eine lange Reise über Stock und Stein geeignet?

Und E-Bike oder Trekking? Der Vorteil beim E- Bike: Es geht schneller und leichter. Der Nachteil: Wir wollen nicht mit Motorschaden und leerem Akku in der Pampa auf ein Taxi warten. Wir liessen es uns nicht nehmen, die Variante E-Bike zu prüfen. Und viele E-Bikes sind sicher prima für unsere Reise geeignet.

Mirjam meinte schliesslich: Lass es uns mit Muskelkraft wagen. Und ich denke ebenfalls, dass wir das packen werden.

Klar ist: Wir müssen uns beraten lassen, um eine Fahrradreise mit Kindern zu planen. In einem Fahrradfachgeschäft merkten wir schnell, welches Fahrradmodell optimal ist. Und was die wichtigsten Kriterien sind. Hier haben wir für euch die wesentlichen Punkte aufgelistet:

Die Auswahl des richtigen Fahrrads - Stelle diese 3 Fragen

1. Reichen günstige Fahrräder oder wird das Ganze kostspielig?

Bei der Ausrüstung gilt: Nicht beim Preis sparen! Und: Nur weil etwas teuer ist, ist es nicht auch besser!

2. Braucht es für lange Reisen leichte oder schwere Bikes?

Leicht ist besser. Und auf Qualität achten! Es ist wichtig, dass das Fahrrad in der Praxis allen Bedingungen standhält.

3. Welche Gangschaltung ist die beste?

27 Gang Shimano, die kann ich überall reparieren und kriege die Ersatzteile in den meisten Ländern dieser Welt.

Das lernten wir bei der Planung unserer Fahrradreise

Zunächst dachten wir, dass das eine eher kostspielige Geschichte wird. Unser Fahrradspezialist, Martin Knöpfel, riet uns zu unserem Erstaunen zu einem günstigeren Rad.

«Sie brauchen keine Scheibenbremse, wie reparieren Sie die in der Pampa? Was Sie brauchen, ist eine 27- Gangschaltung. Für solch eine findet ihr nämlich weltweit Ersatzteile.»

Ich ging davon aus, dass wir sicher das teuerste nehmen. Wie gesagt: Qualität beugt bösen Überraschungen vor. Und ich dachte, wir kaufen ein leichtes Fahrrad. Gepäck haben wir eindeutig genug. Jetzt haben wir zwar nicht das leichteste und teuerste. Dafür radeln wir nicht mit einem Exoten um die Welt, den niemand kennt.

Leer schlucken, bedanken und kaufen. Ob das erschwingliche Fahrrad wirklich geeignet ist und wie wir in der Pampa unsere erste Reparatur meistern, werdet ihr bestimmt bald erfahren.

FAMILIE METTLER