Ein Deutscher verbraucht pro Jahr rund 220 Kilo Verpackungen. Das bedeutet: Ich produziere pro Tag rund 600 Gramm Verpackungsmüll. Wir als Familie das Vierfache davon.
Ganz ehrlich: Ich würde wirklich gerne Zero Waste leben. Komplett. Restlos unverpackt einkaufen. Plastikmüll konsequent vermeiden. Hier und da gelingt mir die Umsetzung. Ich fülle das Waschmittel in einem Öko-Laden nach, anstatt neue Verpackungen zu kaufen. Und ich versuche, wann immer möglich, Glas- anstatt Plastikverpackungen zu kaufen.
Aber die radikale Umsetzung erscheint mir schlicht unmöglich.
Manche Lebensmittel kommen nur in Plastik daher und wann immer wir etwas kaufen – sei es Spielzeug oder Küchenmesser – alles ist in Plastik gehüllt.
Die letzte Woche nahm ich mir deshalb vor, mit Zero Waste ein Exempel zu statuieren.
So viel vorab: Es gelang mir nicht! Hier eine Zusammenfassung der letzten Woche:
Sonntagabend stellte ich mir schön brav und motiviert meinen Mehrweg-Kaffeebecher für den Arbeitstag parat. Und dann geschah es: Im Stress am Morgen – Kinder in die Schule und in den Kindergarten – blieb der Becher stehen. Mist.
Ganz klar: Das alles wäre nicht passiert, hätte ich den Kindern wie gewohnt plastikverpackte Müsliriegel mitgegeben. Nein, ich musste Brot schmieren. Plastikfrei immerhin.
Aber: Auf dem Weg zur Arbeit kaufte ich mir meinen Kaffee im Einwegbecher. Schande über mein Haupt. Ich hätte auf Kaffee verzichten können. Aber mein Geständnis: Ich war nicht stark genug.
Immerhin war für plastikfreies Mittagessen gesorgt: Ein Shake. Dafür war ich nachmittags mit Loch im Bauch kurz davor mir einen Schokoriegel zu kaufen. Ich hielt durch. Stattdessen gab es Apfel und Banane. Abends kochte ich mit dem, was unser Kühlschrank hergab. Mitnichten plastikfreie Produkte…
Shake-Becher, Kaffeebecher und Plastik aus dem Kühlschrank: Rund 100 Gramm.
Mein Mehrweg-Becher war dabei! Ha. Und über den Mittag gab es Reste von gestern. Doch der leere Kühlschrank stellte mich abends vor die Herausforderung plastikfrei einzukaufen. Das Tolle dabei: Endlich kann ich bei REWE unverpackt einkaufen. Zumindest teilweise. Darum kaufte ich nicht mehr als Äpfel – unser Verschleiss an Äpfeln ist legendär – Tomaten und Spaghetti im Karton. Im gesamten Supermarkt lief ich dann aber an Lebensmitteln vorbei, die ich sonst einkaufen würde. Plastikfrei von wegen. Der Kühlschrank immer noch halbleer. Dafür gefüllt mit plastikfreier Spaghetti.
Mehrweg-Becher schon wieder vergessen. Ohne Zweifel: Plastikfrei leben ist entweder ein Ding der Unmöglichkeit oder der Gewohnheit. Ich riss mich dafür zusammen und bediente mich von unserem Kaffeeautomaten im Büro – Bitterer, kalkdurchzogener Kaffee. Die Woche begann schwer im Magen zu liegen.
Heute – Kaffeebecher – Check. Mittags bediente ich mich an unserem Felfel-Kühlschrank. Der Nachteil: Das Essen kommt in Plastik daher. Der Vorteil: Sie versprechen ihren eigenen Abfall verantwortungsvoll zu entsorgen.
Aber dafür ging mir im Supermarkt die Puste aus. Unser Kühlschrank war schon wieder leer – Was kaufe ich ein? Ich stand gefühlt eine halbe Stunde länger vor den Regalen, um Produkte zu finden, die entweder in Kartonage oder in Glas verpackt waren. Ich gebe es offen zu: Mir begann diese plastikfreie Woche zu stinken. Der Aufwand war definitiv nicht alltagstauglich.
Immerhin: An drei von fünf Arbeitstagen war Mehrweg-Becher mit dabei! Check, check, check. An diesem Tag schaffe ich es wie ein Wunder tatsächlich Plastik komplett zu vermeiden. Mehr Glück, als Zufall. Oder so. Der Tag war einfach lang. Zum Einkaufen blieb keine Zeit.
Samstag das Fazit: Diese Woche war eindeutig stressiger, als sonst. Plastikfrei leben ist ein Spiessrutenlauf. Wir besuchten mit den Kindern eine Ritterburg: Da gab es damals kein Plastik und heute auch nicht. Aber abends war der Kühlschrank dann schon wieder leer. Und wir dachten uns: Der Tag war lang, die Woche länger. Bestellen wir beim Pizza-Service!
Die Pizza ist plastikfrei. Auf den Salat hätten wir verzichten sollen: Plastik ohne Ende. Ein schwerer Rückfall, der uns für den Moment aber alle endlich glücklich macht.
Im Schuldbewusstsein über den gestrigen Abend kochten wir Sonntagabend genug zusammen für die ganze Woche. Beim plastikfreien Leben scheitert es insbesondere am Essen-Konsum. Plastik zu vermeiden schwierig bis unmöglich, wenn man nicht komplett auf Nahrungsaufnahme verzichten will. Umzusetzen wäre das vielleicht – ganz vielleicht – wenn ich nicht arbeiten würde. Aber dann hätte ich wiederum kein Geld und könnte nicht in einem teuren Supermarkt, wie Rewe einkaufen gehen.
Mein Fazit: Ich bin froh, dass die Woche vorbei ist. Und ich entscheide mich, dass es das Beste ist weiterzuleben, wie bisher. Das bedeutet: Wir hinterfragen unseren Konsum und versuchen wann immer möglich auf sinnvolle Produkte – mit weniger Plastik – zurückzugreifen. Aber komplett ohne Plastik leben? No chance. Zumindest nicht bei uns im stressigen Alltag mit Kindern und Arbeit.