Lohnt sich Ökostrom?

Da wir jetzt in Deutschland leben, mussten wir uns entscheiden: Wer ist unser Gas- und Stromlieferant? Nachdem wir im Internet nach Ökostrom suchten, stiessen wir auf den Anbieter NaturStrom. Natürlich fragten wir uns: «Lohnt sich Ökostrom überhaupt?» Darum haben wir den NaturStrom-Experten Tim Loppe gefragt wie das ist mit der Nachhaltigkeit und was die Ziele und Ideen von Ökostrom sind.

"Tim Loppe, was ist das Ziel von Naturstrom?"

Vor 20 Jahren haben 16 Mitglieder aus Umwelt- und Ökoenergie-Verbänden wie BUND, NABU oder Eurosolar NATURSTROM gegründet. Ihre Vision war es, ein Unternehmen aufzubauen, das kompromisslos für eine zukunftsfähige Energieversorgung jenseits von Kohle und Atom eintritt. An diesem Anspruch hat sich im Kern bis heute nichts geändert.

"Ein Bekannter sagte uns: Du zahlst mehr Geld für Ökostrom, aus deiner Steckdose kommt aber der gleiche Strom, wie bei mir. Stimmt das?"

Aus der Steckdose kommt immer der gleiche Strom, unabhängig vom Anbieter – an der Physik lässt sich nichts ändern. Dennoch hat der Wechsel zu Ökostrom einen Effekt, wenn es sich um guten, hochwertigen Ökostrom handelt.

"Welchen Effekt hat Ökostrom dann?"

Drei Aspekte spielen eine Rolle.

Erstens: Investiert der Ökostromanbieter in die Energiewende? Ändert er etwas an der energiewirtschaftlichen Realität? Bei NATURSTROM tun wir das, indem wir für jede Kilowattstunde, die unsere Kunden von uns beziehen, einen Cent in neue Ökostrom-Anlagen stecken. Allein auf diese Art kommen jährlich mehrere Millionen Euro zusammen, die unabhängig vom Unternehmensgewinn garantiert in die Energiewende fließen.

Zweitens: Welchen Strom kauft der Anbieter? Denn jenseits der physikalischen Ebene gibt es noch die Ebene des Stromhandels. Und auf dieser Ebene macht es sehr wohl einen Unterschied, ob ein Anbieter lediglich Graustrom von der Strombörse kauft, den er mit Herkunftsnachweisen oder aus norwegischer Wasserkraft grün färbt. Oder ob er über direkte Verträge mit Anlagenbetreibern Strom aus konkreten Ökostromanlagen in Deutschland beschafft.

Drittens: Was hilft der schönste Ökostromtarif, wenn der Anbieter den Hauptteil seines Umsatzes mit Kohle und Atom macht? Heißt: Wirklich gut angelegt sind die monatlichen Abschläge für die Stromrechnung nur dort, wo sich ein Unternehmen voll und ganz für den Klimaschutz und die Energiewende engagiert und den Ökostromtarif nicht nur als ein beliebiges von zig Produkten im Sortiment führt.

"Warum ist Ökostrom überhaupt teurer?"

Ökostrom, auch zertifizierter, der hohe Qualitätskriterien erfüllt, ist nicht teuer. Gemessen am Standardtarif des örtlichen Versorgers, der sogenannten Grundversorgung, können Stromkunden beim Wechsel zu hochwertigem Ökostrom vielfach sogar sparen. Und diese Grundversorgung bezieht in Deutschland immer noch rund ein Drittel der Haushalte. Klar ist aber auch: Hochwertiger Ökostrom ist kein Discount-Produkt. In den auf Schnäppchen ausgerichteten Preisvergleichsportalen landen gute Ökostromtarife daher nicht im oberen Bereich.

"Wie handeln Sie als Anbieter nachhaltig?"

Unser wichtigstes Ziel ist es, die Energiewende weiter voranzubringen. Je besser uns das gelingt, desto größer ist unser Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Aber auch links und rechts des Kerngeschäfts handelt NATURSTROM nachhaltig: Beispielsweise lassen wir alle Drucksachen auf Recyclingpapier mit Farben auf Pflanzenölbasis drucken. In den Mitarbeiterküchen steht Bio-Obst bereit, Kaffee und Tee sind bio und fair gehandelt. An mehreren Standorten stehen den Mitarbeitern Fahrräder oder Pedelecs zur Verfügung. Um nur wenige Beispiele zu nennen.

"Was ist der Unterschied zwischen Biogas und Erdgas?"

Biogas wird entweder aus nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Mais, Kleegras oder Grünroggen gewonnen oder aus Reststoffen wie Gülle, Mist, Landschaftspflegematerial, Klärgas oder Speiseresten. Bei der Verbrennung wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die in der Biogasanlage vergorenen Einsatzstoffe zuvor aus der Atmosphäre gebunden haben. Daher gilt Biogas als CO2-neutral und somit als deutlich klimaschonender als fossiles Erdgas.

"Was sind weitere Vorteile von Ökostrom?"

Die Energiewende verstehen wir nicht nur als einen Wechsel von fossil und nuklear betriebenen Kraftwerken hin zu erneuerbaren Energien, sondern auch als einen Systemwechsel: Weg von Großkraftwerken in der Hand weniger Energiekonzerne hin zu kleinen, dezentralen und somit verbrauchsnahen Erzeugungsanlagen, an denen die Bürgerinnen und Bürger partizipieren können.

FAMILIE METTLER