Mich befreit diese Art von Wohnen. Wenig zu haben und minimalistisch zu sein, verschafft Ruhe und Ordnung in meinen Leben. Und das Gefühl, dass wir in vier Stunden (maximal) unsere komplette Wohnung abgebaut hätten und jederzeit wieder in die weite Welt aufbrechen könnten, stimmt mich auf seltsame Art und Weise glücklich.
Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite macht mich diese Art zu leben ein wenig neurotisch. Dass die Wohnung aufgeräumt und minimalistisch bleibt, ist mit Anstrengung verbunden. Ich muss dafür sorgen, dass das so bleibt.
Ich liebe meinenüberschaubaren Haushalt. Das Gefühl genau zu wissen, wo sich was befindet. Es geht selten etwas verloren und wenn, dann finden wir es ziemlich schnell wieder. Wir haben immer gerade so viel Essen in der Küche, wie wir an ein oder zwei Tagen essen können.
Und obwohl wir wenig kaufen und unseren Besitz auf ein Minimum beschränken, sammeln sich unweigerlich Sachen in unserem Haushalt an. Und offen gestanden ertappe ich mich regelmässig beim ausmisten. Und frage mich wie sich all diese Dinge in unser Leben einschleichen konnten.
Und um meiner Neurose zu frönen und um unseren Haushalt minimalistisch zu halten, sind wir vor allem eins: Ein Wegwerf-Haushalt.
Du liegst ganz richtig, wenn du hier stutzt. Spuckt die Familie Mettler nicht grosse Töne über Nachhaltigkeit? Dass sie ökologisch lebenmöchte? Unser Ziel war doch, möglichst wenig wegzuwerfen, zu recyceln, wiederzuverwerten und den Wegwerf-Kreislauf aufhalten?
Ja, das ist die Idee. Doch die Umsetzung ist im minimalistischen Leben schwieriger, als gedacht.
Die Wahrheit ist, dass mir seither auffällt mit wie viel Kram (insbesondere Kinder) überhäuft werden. Und insbesondere möchte ich meine Kinder nicht fanatisch und neurotisch werden lassen. Es reicht, wenn ich das bin. Es würde sich falsch anfühlen meine Kinder jedes Mal zu ermahnen, ein Geschenk nicht anzunehmen. «Nein, die Oma darf dir kein Überraschungsei kaufen.» «Nein, du darfst dir keine Belohnung beim Doktor aussuchen.»
Kleinkram, wie kleine Spielfiguren aus Überraschungseiern, kleine Bälle, die sie beim Doktor einsammeln können. Sachen, die liegen bleiben und mit denen sie ganz bestimmt nie wieder spielen. All das landet bei uns sehr schnell im Müll.
Und dann all die Kinderkleider, die so viele Flecken haben, dass sich selbst ein Kloputzlappen dafür schämen würde. Kaputte Spielsachen, Socken mit Löchern, alte Küchenschwämme, Mitbringsel und Aufmerksamkeiten von Familie und Freude. Hand auf’s Herz: Wir sind ein Wegwerf-Haushalt. Wir sind genau das, was wir nicht sein wollen.
Mir kommt es fast so vor, als ob der Lifestyle vom Minimalismus und nachhaltig leben sich Feind sind.
Klar, wir konsumieren weniger.
Dafür werfen wir bewusster weg. Und das am Laufband.
Wohin mit dem Müll, der sich automatisch und unweigerlich in unserem Leben ansammelt?
Ich bin ein grosser Fan vomTauschen und Verschenken. Viele Sachen gebe ich einfach weiter, inseriere auf einem Online Markt oder stelle sie beschriftet vor die Tür. Das Problem: Das ist aufwändig. Ich habe weder Zeit, noch Lust meinen eigenen kleinen Tante Emma Laden zu führen. Darum landet das allermeiste im guten, alten Hausmüll.
Der optimale Fall wäre, dass all diese Dinge, die in unserem täglichen Trott sich irgendwie in unser Leben schleichen, nachhaltiger wären. All dieser Kram, den wir nicht brauchen und der in unserem Hausmüll landet, ist vielleicht nicht mehr in unserer Wohnung und nicht mehr in unserem Leben. Der Kram verschwindet aus meiner Wohnung, aber nicht aus dieser Welt.
Ein Messi-Haushalt hortet den Kram. Ein minimalistischer Haushalt wirft ihn weg.
Ich weiss, dass ich (trotz Neurose) die Nicht-Wegwerf-Mentalität in einem Minimalismus Haushalt nicht konsequent durchsetzen kann. Ich kann nur darauf achten, möglichst viel zu verschenken, zu tauschen und dass unser Besitz aus umweltfreundlichem Material besteht. Falls wir dann etwas wegwerfen, tun wir es wenigstens nicht mehr mit schlechtem Gewissen.