Nachhaltig leben - Ein einfacher Start

Was bedeutet nachhaltig leben überhaupt? Das ist irgendwie zu einem Un- oder Trendwort aufgestiegen. Hippe Online Shops verwenden diesen Stempel als Rechtfertigung für teure Preise. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit? Und wie funktioniert das überhaupt? Nachhaltig leben?

Was ist das Gegenteil von nachhaltig leben?

Neulich lief ich durch die Stadt, als mir eine Gruppe Jugendlicher begegnete. Demonstrierende Jugendliche in friedlicher Absicht. Das war auf den ersten Blick unverkennbar – angemalte Schilder. Planet Erde in Wasserfarbe gezeichnet. Klima-Demonstranten. «If The planet was cool, I’d be in school.» Stand auf einem Schild. Ein schulfreier Tag um die Welt zu retten. Was gibt es besseres?

Ist eine solche Demonstration nachhaltig? Um zu verstehen, was nachhaltig leben bedeutet, kannst du dich zuerst fragen, was das Gegenteil davon ist.

Das Wort nachhaltig hat beispielsweise folgende Antonyme: Flüchtig, augenblicklich, effektlos

Nicht nachhaltig leben, das machen wir eigentlich in jedem Moment, an dem wir nicht an den nächsten Moment denken. Wenn wir so leben, als gäbe es nur diesen einen Moment. Ohne Wirkung, ohne Effekt. Ohne Rücksicht auf alle Momente, die noch folgen.

Mit Bewusstsein für das Klima leben

Als ich die Schülerin mit dem Schild sah, ertappte mich dabei, wie ich mich fragte, was ein schulfreier Tag jetzt bringt. Toll. Geh lieber in die Schule und lerne etwas, dachte ich.

Und nur wenige Augenblicke später merkte ich: Nein, Moment. Dieses Denken ist falsch. Selbst wenn eine Schülerin einen Vormittag frei nimmt, um gegen die Klimaerwärmung zu protestieren, dann ist das vielleicht ein sehr kleiner Schritt. Aber es ist immerhin ein Schritt. Sie lebt immerhin einen kleinen Moment mit Blick in die Zukunft.

Jeder trägt seinen Teil zum Klimaschutz bei

Wir alle wollen doch irgendwie die Welt retten. Niemand von uns findet es cool, wenn die Ozeane voll von Plastik sind und Lebewesen daran ersticken. Niemand findet es cool, dass Menschen in Afrika aufgrund der Dürre ihren Lebensraum verlieren.

Einen Tag schulfrei zu machen und mit Plakat durch die Stadt zu laufen, ist sicher cooler als das. Und sicher besser als nichts.

Und mit irgendetwas anzufangen ist besser, als mit gar nichts anzufangen. Das wurde mir bewusst, kurz nachdem ich die schwänzende Schülerin sah. Selbst wenn wir wenig machen, ist das immerhin schon etwas. Und wenn jeder ein wenig macht, dann machen wir zusammen schon ganz viel. 

Doch wie leben wir in unserem Alltag nachhaltig? Wie können wir unsere Momente so leben, dass sie einen positiven Effekt darauf haben, was nach ihnen geschieht.

Durch bewusste Ernährung nachhaltig leben

Eine alte Leier, aber es stimmt: Auf Fleisch und Tierprodukte zu verzichten, dient der Nachhaltigkeit. Für viele ist Veganismus eine ethische Geschichte. «Tiere wollen nicht sterben», ist ihr Slogan. 

Als wir durch Costa Rica reisten, trafen wir auf Einheimische, die von der Jagd auf Tiere leben – wie unsere Vorfahren. Wer vegan isst, um nachhaltig zu leben, der verzichtet auf Tierprodukte nicht aus Mitleid. Sondern aufgrund ihres unsäglichen Effekts auf die Klimaerwärmung. Weil: Die Massentierhaltung verbraucht Unmengen an Wasser und treibt den Co2-Verbrauch in die Höhe. Wer von einem Fleischesser zu einem Veganer wird, reduziert seinen Co2-Ausstoss um rund 40 %.

Es ist besser sich für Ökostrom und ökologische Bauweisen zu entscheiden

Wir haben in unserer Wohnung auf Ökostrom umgestellt und schalten die Heizung ab, wenn wir nicht daheim sind. Viel ist das nicht, aber – wie gesagt – besser als nichts.

Was auch eine Rolle spielt ist die Fläche, auf der du wohnst. Einerseits weil sich die Heizkosten reduzieren. Andererseits weil kleiner Häuser, weniger Natur verbauen. Das reduziert den Fussabdruck auf dieser Erde.

Für uns wäre das Bauen von einem ökologischen Tiny House ein kleiner Traum. Wir finden aber auch die Möglichkeit toll, eine grössere Wohnfläche mit anderen Menschen zu teilen. In der Schweiz beispielsweise lebten wir mit Flüchtlingen gemeinsam in einem Haus mit sieben Zimmern. Und würden das gerne wieder tun. 

Als Familie autofrei leben

Ganz ehrlich. Da wir autofrei leben, komme ich mit Kindern hin und wieder an meine Grenzen. Aber ich bin von unserem autofreien Leben überzeugt. Ein Auto ist eine CO2- und Geldschleuder. Und so bequem es auch ist, so sehr versuche ich mich auch mit der Deutschen Bahn anzufreunden. Und der Tatsache, dass diese praktisch immer zu spät kommt. Zusätzlich gewöhnen wir uns daran, bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad von A nach B zu fahren. 

Nachhaltigkeit durch weniger Konsum

Wie ich bereits erwähnte, ist minimalistisch zu leben, nicht immer auch nachhaltig. Oder fühlt sich nicht immer so an. Wir werfen häufiger Sachen weg, als früher. Aber: Wir konsumieren auch sehr viel weniger. Ich kaufe praktisch keine Kleider mehr für mich. Und die Kinder haben weniger als früher. Dennoch haben wir alle jeden Tag etwas zum Anziehen.

Und wenn wir Kleider kaufen, achten wir darauf, dass diese Qualität haben. Und meistens kaufen wir sie aus zweiter Hand stammen. Viele Leute verkaufen ihre Kleider, obwohl sie diese nur ein paar wenige Male getragen haben. Abgesehen von den Schuhen für die Kinder kaufe ich darum praktisch alle Kleider gebraucht ein. Und auch mit geliehenen Spielsachen spielen Kinder genauso gerne wie mit gekauften.

In all diesen Bereichen ist – ganz im Sinne der schwänzenden Schülerin – jeder kleine Schritt, besser als gar kein Schritt.

FAMILIE METTLER