Von Costa Rica nach Panama

Streng genommen: Die erste Grenze, die wir auf unserer Weltreise passierten, war die, zwischen der Schweiz und Deutschland. Die zweite Grenzerfahrung machten wir in Frankfurt am Flughafen. Eine problematische Grenzerfahrung. Als Visum, um nach Costa Rica zu reisen, benötigst du beim Check-In einen Nachweis, dass du nach 90 Tagen wieder das Land verlässt. Diesen Nachweis hatten wir nicht.

Die strenge Deutsche mit dem knalligen Lippenstift, der Elea gefiel, weigerte sich uns in den Flieger zu lassen. Wir kauften uns auf einer costarricensichen Website ein Busticket nach Nicaragua. Das wir nie einlösten. Die Grenze nach Costa Rica passierten wir dann problemlos. Knapp 90 Tage verbrachten wir dort – in der Schweiz Lateinamerikas. Jetzt war das Ende da. Bye, bye, Costa Rica. Wir standen an der Grenze zu Panama.

Bye, bye Costa Rica

Vorbei unsere Zeit in Costa Rica. Wir dachten, wir nehmen Abschied von überteuerten Preisen und dem etwas mehr an Luxus. In Costa Rica lernten wir Spanisch, dass wir unsere Kinder nicht in Unterhosen herumspringen lassen dürfen und dass Latinos gerne etwas sagen und etwas ganz anderes meinen.

Costa Rica war unsere erste Erfahrung mit einem fremden Land auf unserer Weltreise. Unsere erste Erfahrung mit Lateinamerika. Wir sahen das Gute und das Schlechte.

An der Grenze Costa Rica - Panama

Und jetzt wartete auf uns Panama – das Land der Träume. Die Kinder haben sich Janoschs Traumstunde angesehen und ihre Vorfreude war riesig. Panama riecht – laut dem kleinen Bär und dem kleinen Tiger – von oben bis unten nach Bananen. Und in Panama, das wussten die zwei, ist alles viel besser. Wir freuten uns auf einen neuen Abschnitt und radelten mit kribbeliger Erwartung los. Panama – stand auf dem riesigen Grenzposten. Panama in frohen, bunten Farben. Erst einmal mussten wir aus Costa Rica auschecken.

Flüchtlinge an der Grenze

Wir kramten Ausweise und Geld hervor, um unsere Taxe zu bezahlen und da sah ich sie. Flüchtlinge aus Eritrea und Nepal. Ich gab mir Mühe sie nicht anzustarren. Unglaublich. Aus Nepal bis nach Costa Rica. Eine beschwerliche Reise. Und das ohne Fahrräder. Ich sprach kurz mit ihnen und wünschte viel Glück.

Mit Gleichgesinnten am Zoll

Die Schlange an der Grenze zu Panama war lang. Genauer gesagt: Stundenlang. Zum Glück lernten wir unterwegs einen gleichgesinnten Engländer kennen. Er radelte die Panamericana ein Stück mit uns entlang. Im Unterschied zu uns, machte er das seit Alaska. Wir lästerten über die Arbeitsmoral der Latinos, während wir am Zoll warteten. Und die zwei Stunden Wartezeit vergingen wie im Flug.
Diesmal brauchten wir kein Ticket als Nachweis, dass wir nach 90 Tagen das Land verlassen. Ein Grenzbeamter meinte, die Fahrradhelme auf unserem Kopf seien Nachweis genug. Umso besser für uns.

Eine nette Frau vom Tourismusbüro kam auf uns zugelaufen und schenkte uns Orangen. Feine, leicht grün-gelbliche Orangen. Mit vielen Kernen und in Bio-Qualität. Die Kinder pressten glücklich das gesunde Vitamin C in ihre durstigen Münder und ich dachte mir bei dieser ersten Erfahrung: Es riecht nicht nach Bananen. Trotzdem ist es ein Land der Träume.

Wir sind in Panama!

Hinter der Grenze wartete auf uns ungesundes Fast Food, bettelnde Kinder und der Highway. Vorbei mit der Sonntagsspazierfahrt auf der Hauptstrasse Costa Ricas. Hier sausten die Autos mit Karacho an uns vorbei. Land der Träume? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Nach knapp sieben Kilometern entfernte sich Luft aus Mirjams Reifen. Unser Engländer pumpte ihr eine Notration nach und wir hofften, dass wir es bis zur nächsten Unterkunft schaffen würden. Nach der Grenze erwartet Touristen oder Gestrandete, wie uns, uns weit und breit nichts. Gar nichts.
Die Autos, die an dir vorbei sausen, sind auf direktem Weg in die grösseren Städte. David oder Panama. Niemand interessiert sich für die ersten 50 Kilometer. Es sei denn, du hast zwei Kinder und einen Platten.

Kaum Tourismus in Panama

Mit der provisorischen Reifenlösung gelangten wir zu einem Restaurant. Zumindest hofften wir, es sei eins. Auf dem Schild stand «Rest.» Hinter den rostigen Gitterstäben waren ein paar alte Tische und Stühle aneinander gedrückt.
Auf einem in Plastik gehüllten Papier stand «Bienvenido». Besser als nichts.

Mirjam erklärte in einer endlosen Aneinanderreihung aus spanischen Wörtern, dass wir gerne eine Nacht bleiben würden. Und der freundliche Mann mit dem Silberkettchen lud uns in sein Haus ein. Ein Haus mit Gästezimmer. Ein Gästezimmer, das einer Baustelle glich. Immerhin mit eigenem WC und einer Dusche. Ein Bad in einem Zustand, das alles übertraf, was wir bisher erlebten. Und zwar in Sachen Baufälligkeit.
Besser als nichts.
Immerhin waren wir in Panama. Im Land unserer Träume.

FAMILIE METTLER